Guachinche – typisch kanarisch essen
Besonders typisch essen gehen können Sie bei einem der Guachinche auf Teneriffa, einem dieser typischen kleinen ”Garagenrestaurants“.
Vor allem im Norden der Insel finden Sie sehr viele dieser meist recht kleinen kanarischen Restaurants.
Bereiten Sie sich darauf vor, dass es sich um kein Restaurant im üblichen Sinne vorstellen darf. Die Küche ist das, was man in Deutschland ”gutbürgerlich“ nennen könnte, vielleicht noch ein bisschen einfacher. Die Einrichtung ist einfach und oft sogar spartanisch, trotzdem ist ein Besuch beim Guachinchen für uns in jedem Teneriffa Urlaub unverzichtbar.
Pate Canario (Chorizo Perro flambiert)
Als erstes ist uns aufgefallen, dass in diesem Lokal nicht ein einziger Tourist war, es aber von Einheimischen gut besucht wurde. Für mich ist letzteres ein gutes Zeichen. Ich vermeide es immer dahin zu gehen, wo keine Einheimischen sind. Ausserdem hasse ich es, wenn man mal vor einem Restaurant auf die Karte sieht oder einfach nur vorbei geht und dann praktisch reingenötigt wird. Da gehe ich dann mit Sicherheit nicht hin, auch wenn es der tollste Laden sein sollte. Geht es nur mir so, oder ist jemand von Euch da auch so empfindlich? Zum Guachinchen geht man dagegen aus freier Entscheidung oder weil einem einer empfohlen wurde!
Grundsätzlich gilt bei fast allen Guachinchen:
Jeder kann alles probieren, alles ist für alle!
Uns hat es bisher immer ganz köstlich geschmeckt, auch wenn bei manchen Gerichten nur ein Teller mitten auf den Tisch kam und jeder eine Gabel, beziehungsweise einen Löffel in die Hand.
Das gefällt uns beim Guachinchen sogar besonders gut. Man kann mehrere Sachen auf einmal bestellen. Das lohnt sich vor allem, wenn man mit mehreren Leuten essen geht. Die verschiedenen Gerichte werden nacheinander an den Tisch gebracht und die großen Teller jeweils in die Mitte gestellt – so daß jeder von allem probiert und isst. Auf diese Art kann man vieles Neues und Leckeres kennenlernen und Ausprobieren, was man alleine nie bestellt hätte.
Die Mengen werden dabei immer individuell abgesprochen und angepasst, je nachdem wieviele verschiedene Gerichte man bestellen möchte.
So kann man aber auch nur zu zweit essen gehen und trotzdem mehreres bestellen, die Portionen werden dann individuell angepasst bzw. kann man das mit der Bedienung absprechen.
Als erstes hatten wir Paté Canario und Gofio mit gekochten Kartoffeln. Es hat uns gut geschmeckt, das Gofio war aber sehr sättigend, so dass wir nicht den ganzen Teller geleert haben, weil wir ja noch Platz für die anderen bestellten Köstlichkeiten haben wollten.
Von den Kichererbsen ist keine übrig geblieben.
Dann hatten wir noch Fleisch in Sosse bestellt und auch noch Fisch.
Danach waren wir so satt, dass wir auf ein Dessert verzichtet haben. Nur einen Kaffee haben wir noch getrunken, der wurde mit einer Cafetera und drei Tassen an den Tisch gebracht.
Viel hört man auch von den kanarischen Eintöpfen, den Saucen aber auch vom Thunfisch, der auf verschiedenen Arten und Weisen zubereitet auf den Teller kommt.
Auch die Caballa und die Sardine, ebenso die Morena frita (fittierte Moräne) und der chicharro sind typische Fischgerichte auf Teneriffa.
Chicharro, wird von den Kanariern Chicharreros genannt.
Aber kulinarisch dreht sich nicht nur alles um Fisch hier auf der Insel. Die Fleischspeisen sind ebenfalls eine Köstlichkeit, zubereitet auf verschiedene Art und Weisen. Fleisch vom Schwein, der Ziege, dem Hasen und vieles andere wird zu Delikatessen zubereitet.
Die am häufigsten benutzten Saucen auf Teneriffa ist unter anderem mojo, die es hier allerdings auch noch in verschiedenster Art und Weise gibt, z.B. als mojo rojo oder mojo verde.
Wo und wie findet man einen guten Guachinchen?
Viele Guachinches finden Sie auf dieser Webseite:
www.guachinches.org
Ich habe mir aber von einheimischen Canarios sagen lassen, daß zu den „echten“ Guachinchen überhaupt kein Schild führt und im Internet findet man diese schon gar nicht. Als Kanarier oder mit kanarischen Beziehungen weiß man dann einfach über Mundpropaganda, wann es wo etwas Gutes zu essen gibt.
Ein anderer Canario erzählte mir vor ein paar Tagen, daß die „echten“ Guachinchen nur zur eigenen Weinernte etwas zu Essen anbieten, die Hauptsache dabei soll aber der Wein sein.
Guachinche in Santa Ursula
Einige Male waren wir in Santa Ursula bei einem Guachinchen, über den wir auch schon berichtet haben (mit Foto von dem vorzüglichen Pate Canario). Den Weg dorthin kann ich unmöglich beschreiben. Irgendwo auf der Hauptstraße in Santa Ursula sieht man ein Schild, daß einen über eine Vielzahl von extrem steilen Bergsträsschen irgendwann zum Ziel führt. Die Fahrt hat sich gelohnt!
Verschiedenste leckere Spezialitäten wurden aufgetischt: Paté Canario, Mojos, Kaninchen, Patatas Fritas, dann so eine Art Kartoffelsalat aber mit „Pommes“ (sehr sehr lecker), Schweinefleisch, Champignons mit Krabben,… und natürlich ein leckerer Vino Tinto.
Das Essen war einfach vorzüglich, alles hat sehr sehr gut geschmeckt!
Wir haben mit 6 Leuten für alles zusammen 50 Euro bezahlt. Das ist ein guter Preis, aber es soll noch viel günstigere solcher „Garagenrestaurants“ oben in den Bergen geben…
Da es bei diesem Guachinchen keinen Kaffee gab, haben wir anschließend noch in einer Bar in Sta. Ursula angehalten und 6 Kaffee für 3 Euro bekommen, das war unserer bisheriger Kaffee-billig-Rekord.
Guachinche in La Perdoma, Orotavatal
Samstag waren wir aber in La Perdoma (La Orotava) essen. Direkt an der Hauptstrasse findet man 3-4 Guachinches nebeneinander, und mind. 2 davon hatten bisher immer geöffnet.
Wir waren diesmal in dem rechten Lokal, wo es den sehr sehr guten frischen Pulpo (Krake/Oktopus) mit Kartoffeln gibt sowie das superzarte Carne Salsa (Rindfleisch mit einer leckeren, gulaschähnlichen Soße und dazu Papatas Fritas (Pommes Frites)).
Pedro bestellte spontan auch noch „Lubina Salada“ (in Salzlake eingelegter Fisch) für mich zum Ausprobieren und für sich irgendeine andere Fleischspezialität, von der ich leider den Namen vergessen haben. Die Lubina Salada war allerdings nicht so ganz mein Fall, was unseren Hund Lolle später umso mehr freute. Aber wenigstens habe ich das einmal ausprobiert.
Die Preise beim Guachinchen sind immer weit unter denen der Restaurants. Inclusive 1/4 Liter Vino Tinto (Rotwein), einem Cerveza (Bier), 2 x Brot mit Aioli und zwei Kaffee (Cafe Solo = Espress) haben wir für uns 2 Personen nur 22 Euro bezahlt. Das ist doch im Vergleich zu einem durchschnittlichen Restaurant wirklich extrem günstig, oder etwa nicht?
Ob wir jemals rauskriegen, was denn nun wirklich und wahrhaftig einen „echten“ Guachinchen wirklich ausmacht?
Oder es gibt einfach ganz viele verschiedene von diesen kleinen urigen Lokalen, manche professioneller, manche privater… Vermutlich gibt es so viele Arten von Guachinchen, wie es Guachinchen gibt. Jeder macht es etwas anders, jeder hat seine komplett individuellen Gerichte und Gepflogenheiten. Und so finden wir es auch gut! Die Gemeinsamkeit ist also die Individualität!
Auf alle Fälle war bisher jeder Guachinche noch weitaus günstiger als alle Restaurants – und die Qualität war bisher immer sehr gut und vor allem wurden uns überall nur frische Zutaten serviert.
Uns war schon bei unserem ersten Besuch bei einem Guachinche auf Teneriffa klar, dass wir noch eine ganze Reihe dieser typischen Gaststätten ausprobieren werden.